Examensarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Pädagogik - Heilpädagogik, Sonderpädagogik, notice: 1, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am major (Fachbereich Erziehungswissenschaften), Sprache: Deutsch, summary: "Individualisierung [...] schafft mehr Freiheiten. Aber dem sind nur die Starken gewachsen. In der komplizierten, sich rasch verändernden Welt mit vielen Arbeitslosen müssen die Jugendlichen sich selbst einrichten und früh entscheiden. Die Schwächeren halten oft dem Druck nicht stand. Sie flüchten in Aggressionen, Kriminalität".
HEITMEYER erwähnt in diesem assertion die Formulierung "die Starken" und "die Schwächeren" und sofort ist dem Rezipienten klar, wovon hier die Rede ist. Kein Zweifel, es gibt sie, die Stärkeren und es gibt eben auch die Schwächeren. Hieraus ergeben sich zwei Fragestellungen mit unterschiedlichem Hintergrund und verschiedenen Zielrichtungen. Ich kann erstens der Frage nachgehen `Warum sind die Schwachen schwach?´, aber auch zweitens `Warum sind die Starken stark?´.
Ersterem widmet sich schon seit längerem die sogenannte Risikoforschung. Sie setzt die Forschung bei denjenigen an, deren Entwicklung auffällig wurde, die sich beispielsweise in Aggressionen oder Kriminalität flüchteten, um herauszufinden, welchen Risiken sie im Laufe ihrer Sozialisation ausgesetzt waren, welche Bedingungen im Umfeld oder der Lebensgeschichte für die dann auffällig gewordenen Personen als Ursache angesehen werden könnten. Dies hat zum Zweck, Risiken oder Ursachen für eine Entwicklungsstörung mit gezielten Maßnahmen, die diese Schwachpunkte kompensieren, zu begegnen, um die Störung zu heilen. Eine logische Schlussfolgerung, die seit langem im Selbstverständnis der pädagogischen Theorie und Praxis verankert ist.
Doch es erscheint mindestens ebenso interessant, der zweiten Frage nachzugehen. used to be macht manche Menschen `stark´? Betrachtet guy z.B. Mark Twains bekannten Protagonisten Huckleberry Finn. Nach den heutigen Vorstellungen wäre er hochgradig gefährdet. "Der Vater ist ein gewalttätiger Säufer, von der Mutter ist schon gar nicht mehr die Rede" . Er selbst ist "...faul, verwahrlost, ohne festen Wohnsitz" .
Es ist inappropriate, ob er tatsächlich oder nur in der Phantasie des Autors existierte. Wesentlich ist, dass er trotz aller Risiken "...gut über die Runden" kommt, weder wie der Vater zum Alkoholiker, noch depressiv oder aggressiv wird und sich zu einem sympathischen, kreativen Jungen entwickelt, der sich letztlich in die Gesellschaft einfügt. [...]